Der Erfolg von "Sailor Moon" - und die damit verbundene Welle gewinnbringenden Merchandises - brachten Verlage wie Carlsen, EMA, Dino/Panini und Splitter dazu, sich an die Mangas und ihr Potential zu wagen.
Neon GenesisAller Skepsis zum Trotz wuchs die Fangemeinde der verschiedenen Serien rasch, so dass die Einnahmen die der Superheldencomics und der anderen Comicalben bald übertrafen. Selbst ungewöhnliche "Neuerungen" wie die japanische Leserichtung - von hinten nach vorne und von rechts nach links - wurden in den letzten Jahren bereitwillig akzeptiert, zudem werden die Übersetzungen nun direkt aus dem Japanischen und nicht mehr über den Umweg anderer Sprachen - wie zum Beispiel dem Französischen - vorgenommen.
Die größten Erfolge erzielen die Verlage heute mit den Mangas für eine der kaufkräftigsten Gruppen: den Kindern und Jugendlichen. Gerade in Kombination mit Animes im Fernsehen und Kartenspielen erfreuen sich Serien wie "Dragonball", "Pokémon" und "Yu-Gi-Oh" - für die Mädchen "Sailor Moon" und "Wedding Peach", größter Beliebtheit. Dagegen ist der Markt für die Erwachsenen vergleichsweise gering und hat dementsprechend aus wirtschaftlichen Erwägungen einen schwereren Stand.
Insgesamt gibt es seit der Mitte der 90er Jahre jedoch eine große Auswahl an unterschiedlichen Themenbereichen, die auch für Europäer verständlich sind, also nicht allzu sehr Bezug nehmen auf den japanischen Alltag. Science Fiction, Fantasy, Horror, Action und Abenteuer, Humor und verschiedene Arten von Liebes- und Erotikserien sind Teil des Angebotes.
How to draw MangaHinzu kommen zahlreiche Merchandise-Artikel in Form von T-Shirts, Schulbedarf, Postern, Karten und Aufklebern, Taschen etc.
Interessant ist zudem die Publikation von mehreren Anleitungen, wie man selber Mangas zeichnet, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Die scheinbare Schlichtheit der Darstellungen verleitet dazu zu denken, dass der Manga-Stil relativ einfach zu kopieren sein müsste. Auch wenn die japanischen Zeichner in den Heften viele Anregungen und genaue Anleitungen geben, so zeigt sich letztlich doch, dass auch (oder gerade?) die Manga-Comics ein hohes Maß an Übung, Professionalität und technischer Perfektion brauchen.
Seit kurzer Zeit kommen Mangas nicht nur aus Japan, sondern auch aus Korea, die sich in Stil und Inhalt mehr oder weniger stark an die "Vorgänger" anlehnen. Chinesische Mangas zeichnen sich durch den Schwerpunkt auf geschichtliche, mythologische Themen und solche der Kampfkunst Kung-Fu sowie durch einen realistischen Stil aus.
Die große Bandbreit der Mangas macht es schwer, sich in dem Angebot zurecht zu finden, da inhaltlich flache "Kindercomics" mit großäugigen Mädchenheldinnen und charakterfreien Kriegerjungen Seite an Seite neben anspruchsvollen, sehr gut gezeichneten kritischen und tiefgehenden Geschichten für Erwachsene stehen. Zudem besteht die Gefahr, dass der Markt die vielen zeitgleichen Serien nicht tragen kann, so dass einige ungeachtet ihrer Qualität mittendrin eingestellt werden können, da sie nicht die entsprechenden Verkaufszahlen bringen.